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Häufig gestellte Fragen

Welche Therapieformen gibt es?

Im deutschen Gesundheitssystem stehen aktuell vier anerkannte Psychotherapieverfahren zur Auswahl, die von den Krankenkassen übernommen werden. Sie unterscheiden sich u.a. darin, wie sie das Auftreten psychischer Erkrankungen erklären und welche Methoden sie verwenden, um psychisches Leid zu behandeln.

Verhaltenstherapie
Grundgedanke: psychische Erkrankung als Ergebnis von Lernerfahrungen
Fokus: Gedanken, Gefühle und Verhalten; gegenwartsorientiert
Dauer und Frequenz: 50-minütige Sitzungen, 1x pro Woche, bis zu 80 Sitzungen
Setting: im Sitzen, Einzel- und Gruppentherapie möglich

Psychoanalyse
Älteste Form der Psychotherapie, geht auf Freud zurück
Fokus: unbewusste/verdrängte innere Konflikte, die in der Vergangenheit entstanden sind
Dauer und Frequenz: 50-minütige Sitzungen, 2-3x pro Woche, bis zu 300 Sitzungen
Therapiesetting: meist im Liegen, Einzel- und Gruppentherapie möglich

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Weiterentwicklung der Psychoanalyse
Fokus: unbewusste innere Konflikte, die in der Vergangenheit entstanden sind; ein zentrales Konfliktthema wird festgelegt
Dauer und Frequenz: 50-minütige Sitzungen, 1-2x pro Woche, bis zu 100 Sitzungen
Setting: in der Regel im Sitzen, Einzel- und Gruppentherapie möglich

Systemische Therapie
Psychische Erkrankungen als Symptom für eine Störung der Interaktion im System
Fokus: Interaktion des sozialen Umfelds, weniger die Einzelperson
Dauer und Frequenz: 50-minütige Sitzungen, 1x pro Woche, bis zu 48 Sitzungen
Setting: im Sitzen, Einzel- und Gruppentherapie möglich

PsychologIn, PsychiaterIn, PsychotherapeutIn?

Ein/e PsychologIn ist eine Person, die Psychologie studiert hat. PsychologInnen sind in sehr vielen Anwendungsfeldern tätig (Gesundheitswesen, Bildungswesen, Wirtschaft, Forschung und Entwicklung, Verwaltung etc.).

Ein/e PsychiaterIn ist eine Person, die Medizin studiert hat und eine psychiatrische Facharztausbildung hat. PsychiaterInnen sind berechtigt (anders als PsychologInnen), Medikamente zu verschreiben.

Ein/e PsychotherapeutIn ist eine Person, die entweder Psychologie oder Medizin studiert hat (für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen auch Pädagogik oder Sozialpädagogik) und anschließend eine Ausbildung zur PsychotherapeutIn absolviert hat. Es gibt Psychologische PsychotherapeutInnen, Ärztliche PsychotherapeutInnen sowie Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen.
Psychotherapie darf auch von HeilpraktikerInnen ausgeübt werden. Diese dürfen jedoch nicht die Berufsbezeichnung „PsychotherapeutIn“ führen.

Wieso biete ich keine Kostenerstattung für gesetzlich Versicherte an?

Wenn Sie als gesetzlich krankenversicherte Person schon länger auf der Suche nach einem Therapieplatz sind, werden Sie irgendwann auf die Möglichkeit der Kostenerstattung stoßen.
Kurz: Gesetzlich Versicherten steht nach dem SGB V § 13 Abs. 3 die Erstattung der Kosten für eine unaufschiebbare ambulante Psychotherapie zu, wenn keine ambulante Psychotherapie in zumutbarer Zeit angeboten werden kann. Aber Krankenkassen verweigern immer häufiger Psychotherapien im Wege der Kostenerstattung, weil die Kosten dafür in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind. Obwohl die Unterversorgung überall bekannt ist, werden keine neuen Kassensitze geschaffen. Psychotherapeuten gäbe es genug.

Ich habe mehrere Jahre PatientInnen im Rahmen der Kostenerstattung behandelt, aber die Zugangsmöglichkeiten werden seitens der Krankenkassen immer weiter erschwert. Dies ist sowohl für die PatientInnen als auch für mich sehr zeitaufwendig und frustrierend. Daher habe ich mich dazu entschieden, keine Behandlungen mehr über das Kostenerstattungsverfahren anzubieten, obwohl ich ein zweigeteiltes Gesundheitssystem ablehne. Ich hoffe, dass bald ein Umdenken stattfindet und endlich die Reform der Bedarfsplanung (zur Schaffung neuer Kassensitze) umgesetzt wird.

Wie lange dauert eine Psychotherapie?

Eine Verhaltenstherapie kann zwischen 25 (Kurzzeittherapie) und 45 Stunden (Langzeittherapie) dauern. In begründeten Einzelfällen kann man eine Verlängerung auf maximal 80 Stunden beantragen. Die von Ihrer Krankenkasse bewilligten Stunden müssen aber nicht vollständig aufgebraucht werden. Wenn wir zu dem Entschluss kommen, dass Sie ausreichend stabil sind und Sie Ihre Ziele erreicht haben, kann die Therapie auch vorzeitig beendet werden. Welche Stundenanzahl bei Ihnen sinnvoll ist, besprechen wir vor der Beantragung gemeinsam.

Muss ich Medikamente nehmen?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern muss im individuellen Fall geklärt werden. Bei manchen Störungen (v.a. Schizophrenie, schwere Depression) sind Medikamente zwingend erforderlich und können eine wichtige Unterstützung sein, auch um langfristig vor einem Rückfall zu schützen. Wir können gemeinsam überlegen, ob eine medikamentöse Unterstützung in Ihrem Fall sinnvoll ist. Die Medikamente können dann aber nur von einer Fachärztin/einem Facharzt für Psychiatrie oder Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt verschrieben werden.

Empfehlungen

Podcasts

Psychologie to go von Franca Cerutti

Betreutes Fühlen von Atze Schröder und Dr. Leon Windscheid

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGa) + Apps

Selfapy: diverse Online-Kurse (Binge-Eating-Störung, Bulimie, chronischen Schmerzen, Depression, Generalisierte Angststörung)

HelloBetter: diverse Online-Kurse (Stress & Burnout, Schlaf, Schmerzen, Panik)

deprexis: Online-Therapieprogramm bei Depressionen

novego: Online-Programm (Depression, Ängste, Burnout, Stress, Schlafprobleme) 

invirto: bei Panikstörung, Agoraphobie und Sozialer Phobie

Mindable: App für Panikstörung und Agoraphobie

velibra: Online-Programm gegen Angst und Panik

somnio: App für gesunden Schlaf

Body2brain (App): kurze effektive Körperübungen, entwickelt von Claudia Croos-Müller (die kleinen Überlebensbücher zu den Themen Schlaf, Angst, Trauma, Stress sind ebenfalls sehr empfehlenswert)

Onlineliteratur

Psychisch krank, eine Serie von Zeit online
Wege zur Psychotherapie – Broschüre der Bundespsychotherapeutenkammer

Selbsthilfebücher
  • Buchreihe: Ratgeber für Betroffene und ihre Angehörigen zu etlichen psychischen Erkrankungen, herausgegeben im Hogrefe Verlag.
  • Harris, R. (2014). Raus aus der Glücksfalle. Ein Umdenk-Buch in Bildern. (ACT)
  • Jacob, G., van Genderen, H. & Seebauer, L. (2017). Andere Wege gehen: Lebensmuster verstehen und verändern – ein schematherapeutisches Selbsthilfebuch.
  • Johnstone, M. (2008). Mein schwarzer Hund – Wie ich meine Depression an die Leine legte.
  • Johnstone, M. (2012). Den Geist beruhigen: Eine illustrierte Einführung in die Meditation.
  • Johnstone, M. (2015). Resilienz. Wie man Krisen übersteht und daran wächst.
  • Potreck-Rose, F. (2014). Von der Freude, den Selbstwert zu stärken.
  • Rosenberg, Marshall B. (2016). Gewaltfreie Kommunikation.
  • Seebauer, L. & Jacob, G. (2015). Schluss mit meiner Wenigkeit!: Selbstvertrauen erlangen und selbstsicher handeln.
  • Stahl, S. (2015). Das Kind in dir muss Heimat finden. (Link führt zur Online-Lesung)
  • Wardetzki, B. (2012). Nimm’s bitte nicht persönlich: Der gelassene Umgang mit Kränkungen. (Link führt zur Online-Lesung)
  • Wigger, M. C. (2011). Der Weg meiner Magersucht: Hinein Darin Hinaus.
  • Windscheid, Dr. L.(2021). Besser Fühlen. Eine Reise zur Gelassenheit.
  • Winter, R. (2022). Das Herz der Familie – Mehr Paar und nicht nur Eltern sein.
Kooperationen & Partner

Praxisgemeinschaft für Psychotherapie in Coesfeld (Holger Tebarth, Florian Gernemann)

Johanna Schulten, Psychologische Psychotherapeutin mit Praxis in Hiltrup

Michaela Fietzek, Systemische Praxis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene